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Alle Beiträge sind unredigiert.
* ohne sonetttypische inhaltliche Strukturierung
   (These, Antithese, Synthese)

Anmerkung von Renate Golpon.
Ich werde auf dieser Seite eine Zeitlang nichts mehr veröffentlichen, weil ich dem geballten Drängen literarisch interessierter Freunde folgen werde, meine Sonette in einem Büchlein zu publizieren.

 

Renate Golpon    14.4.2006

Abschied und Aufbruch

Es sind Momente, diese winzig kleinen,
die alle Sinne sensibilisieren,
den feinsten Nerv empfindlich aktivieren.
Du wärst so gerne mit dir selbst im Reinen!

Es ist vorbei! Die Gesten, diese kleinen,
die Worte, die weiß Gott nicht motivieren,
nur wechselseitig tiefstens deprimieren,
die Nadelstiche, wohlgesetzt, die feinen…

Versöhnlich werd die Zwänge ich beenden,
den Zauber eines Neubeginns erhoffen,
den Blick nicht auf Vergangenes verschwenden;

wir wurden keineswegs vom Blitz getroffen!
Du kannst Signale in die Sphäre senden.
Drum schau genau! Die Himmel stehen offen!

 

Renate Golpon    21.2.2006

Weißt du, wie viel Sternlein stehen?

Ich möcht so gern mit dir die Sterne zählen,
die uns erhelln die dunkelblaue Nacht;
als hätten wir nicht längst daran gedacht,
dass unsre Seelen endlich sich vermählen.

Lass uns gemeinsam jene Worte wählen,
woraus man kühne Sätze immer macht.
Und hätten zur Vollendung wir 's gebracht,
dann könnten wir uns neue Welten stählen.

Ich möchte gern als Gipfelstürmer leben,
nicht mühsam stolpern durch ein steinig Land,
auf goldnem Stern mit dir von dannen schweben,

und wenn ich wanke, reichst du mir die Hand.
Ich möcht dir alle meine Träume geben.
Komm, suchen wir den Stern, der noch vakant!

 

Renate Golpon    21.2.2006

Der erste Stern

Nach wilder Radfahrt atemloses Schweigen;
das Gras schon feucht vom abendlichen Hauch.
Das heiße Kribbeln: neu in meinem Bauch –
und auf dem Wasser tanzen Mücken Reigen.

Wir machen uns die ganze Welt zu eigen.
Die Hände in den Abendhimmel tauch!
Pflück einen Stern und häng ihn an den Strauch.
Er soll auf Erden ein Stück Himmel zeigen!

Wir sind sehr jung und reichlich unerfahren,
doch unsre Sinne aufgewühlt vom Hoffen.
Wir können tausend Wünsche um uns scharen

und sind doch jetzt von einem nur betroffen,
obwohl noch nie wir Sternenkinder waren;
heut hält die Nacht uns alle Himmel offen!

 

Renate Golpon    7.2.2006

Gedankenstarre

Ich stapf durch Schnee, verließ die warmen Räume,
sein blaues Weiß, es blendet meine Augen.
Mein Schatten scheint am Schnee sich festzusaugen.
In watteweichen Mänteln träumen Bäume.

Der Wald im Winter – kalt sind meine Träume;
denn für das Weiße will mein Sinn nicht taugen.
Die Kälte droht das Hirn mir auszulaugen.
Gedanken tauchen auf – und werden Schäume.

Die Sonne sinkt. Zurück zur Gartenpforte,
die, altersschwach, seit Ewigkeiten knarrte.
Was soll ich noch alleine hier vor Orte!

Da war doch jemand, der dort meiner harrte,
der auch nicht zählt zur zähen Wintersorte…
Ich geh ins Haus, ich Sommerzeitvernarrte.

 

Renate Golpon    31.1.2006

Gipfel

Ach, könnt ich immer sagen, was ich denke,
und müsste ständig nicht mein Herz verschließen!
Ich weiß jedoch, es würde dich verdrießen.
Drum schweig ich oft, damit ich dich nicht kränke.

Verlass den Weg, der einsam in der Senke!
Schau hoch empor, dorthin, wo Wünsche sprießen,
lass licht sie wachsen; gern helf ich beim Gießen.
Du merkst es kaum, wenn ich Gedanken lenke.

Erklimm die Höhn; wir treffen uns hier oben.
Du fürchtest raue Winde, die dort wehen?
Sie stören nicht. Den Stürmen, die da toben –

wir trotzen ihnen durch Entgegengehen
und fühlen unsern Traum emporgehoben,
sind stark zu zweit, wenn wir zusammenstehen!

 

 

 


 

Alle Beiträge sind unredigiert.
* ohne sonetttypische inhaltliche Strukturierung
  (These, Antithese, Synthese)

 

Florian Ruppel    4.2.2006

Liebe und Poesie
nach Shakespeare


Soll ich dich einem Sommertag vergleichen?
Viel schöner noch bist du, der Freude Quell.
Den rauhen Stürmen muß die Knospe weichen,
und es vergeht der Sommer allzu schnell.

Zuweilen kann des Himmels Auge glühen,
und oft verdunkelt sich des Goldes Glanz,
und alles Schöne wird dereinst verblühen,
durch Zufall, durch der Zeiten Wirbeltanz.

Doch dein unsterblich Sommer wird nicht schwinden,
noch deine Jugendschönheit je verblassen,
noch wird man dich im Schattenreiche finden,
wenn ewig Verse zärtlich dich umfassen.

So lang wie Menschen atmen, Augen sehen,
so lang lebt dies und läßt dich fortbestehen.

 

Florian Ruppel    4.2.2006

Kopf und Blatt oder:
Von der Schwierigkeit, ein Sonett zu schreiben


Ein Stapel weißer Blätter auf dem Tische,
ein angespitzter Bleistift, ein Radierer
und, neu gekauft, Patronen im Kopierer -
dies wartet auf Gedanken, jugendfrische.

Doch bleibt das Blatt so weiß wie zu Beginne,
und auch im Kopfe ist nur wüste Leere.
Ach, zwischen Kopf und Blatte, welch Misere,
entsprießet kein Gefühl der zarten Minne.

Der Kopf, er raucht und steht in hellen Flammen,
er starrt auf all die weißen leeren Seiten
und möchte wütend schon sich selbst verdammen -

da ahnt er Musenlächeln in den Weiten,
und vor sich sieht er, neben manchen Schrammen,
das Blatt im Jambenschritt so nett entschreiten.

 

Lucas Gruen    31.1.2006

Das Spiel (Carpe diem)

Es stellt sich nur als Spiel uns dar das Leben.
Die Regeln sind teils streng, teils minder strenge.
Sie führen in die Weite, in die Enge,
und niemand weiß, was wird es morgen geben.

Du denkst, dein Plan wird dich zenitwärts heben,
wähnst ewig deiner Liebe Herzensklänge.
Doch wird im Wechselfall der Regelzwänge
dein Spiel stets zwischen Sieg und Abgrund schweben.

Dein Einsatz, Freund, ist groß. Wird er sich lohnen?
Das Spiel nahm seinen Lauf, du wirst bestehen,
wie es bestanden Spieler in Äonen.

Drum pflück den Tag, bevor er mag vergehen,
solang du spielend kannst dein Feld bewohnen!
Nur dem, der’s glaubt, winkt einst ein Wiedersehen.

 

OMA    30.1.2006

Mozart zum 250.Geburtstag

O Wolfgang Amadeus, lass dir bringen
Zum Jubeldatum Tusch und Serenaden!
Selbst unten an des Acherons Gestaden
Wird Cerberus mit Charon Mozart singen.

Man hört heut‘ deine Zauberweisen klingen
Sogar in Wassern, wo sich Fischlein baden,
Und in das Ohr von Nymphen und Najaden
Gar wundersame Melodien dringen

Auch tief im Berg die Zwerge woll’n nicht schweigen.
Hör‘, wie den Hammer sie im Takte führen,
Um Amadeus Liebe anzuzeigen.

Ja, Götter wie auch Menschen musizieren
Mit Flöten, Harfen, Cembalo und Geigen,
Um dir, o Mozart, heut‘ zu gratulieren!