Sigrid Dreyer (alias OMA): Clerihews am laufenden Band

 

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Wikipedias Clerihew-Definition:
„Ein Clerihew ist ein kurzer scherzhafter pseudobiographischer Vierzeiler, eine Gedichtform, die von Edmund Clerihew Bentley (1875-1956) erfunden wurde. Er besteht aus zwei Reimpaaren mit ungleichmäßiger Länge und mehr oder weniger freiem Rhythmus. Der Name der historischen Person steht dabei meist am Ende der ersten oder der zweiten Verszeile. Der Clerihew ist eher wunderlich und schrullig als satirisch.“

Im aktuellen Brockhaus multimedial premium findet sich leider kein Eintrag, der etwas über den Clerihew aussagt. Pluspunkt für das kostenlose Wikipedia-Lexikon, Minuspunkt für den relativ teuren Brockhaus.

Siehe auch die Anleitungen bei Giggle Poetry,
the fun poetry site for kids on the web.

 

 

 

 

 

Die Clerihews schrieb Oma
in buntem Panaroma
den Dichtern deutscher Sprache
zur Ehre, nicht zum Schmache.


Herr Walther von der Vogelweide
besang der Minne Herzeleide,
saß gern dabei auf Steinen
mit überkreuzten Beinen.

Wolfram von Eschenbach
schickt Parzival Depeschen nach
und fragt kurz angebunden:
Hast Du den Gral gefunden?

Bei Liedern von Hans Sachs
schmilzt manches Herz wie Wachs.
Erst neulich sang er wieder:
Wie duftet mir der Flieder!

Kopfüber sah man Grimmelshausen
vom Rücken seines Schimmels sausen.
Da riet ihm Simplizissimus:
Fahr lieber mit dem Omnibus!

Johann Gottfried Schnabel
verließ das Sündenbabel
Europa – und floh weyland
aufs Felsenburger Eiland.

Wenn einst ich im Himmel, sprach Klopstock,
auf göttlicher Wolke salopp hock‘,
betrachte ich mit dem Messias
vom Zürcher See meine Dias.

Gotthold Ephraim Lessing
verehrt eine Schüssel aus Messing
seiner Minna von Barnhelm
als Tarnhelm.

Christoph Martin Wieland
,
las im Phantasieland
den schlauen Abderiten
poetisch die Leviten.

Es rief Matthias Claudius:
Macht mit der schnöden Gaudi Schluss!
So legt Euch denn Ihr Brüder
in Gottes Namen nieder!

Den Werther von Goethe,
töten Liebesqualnöte.
Leser haben’s genossen –
und sich gleichfalls erschossen.

Friedrich Schiller

und Luise Miller
waren nie ein Paar,
weil sie nur Dichtung war.

Als Dichter war Jean Paul
stets fleißig, niemals faul,
hat sich, weil sich’s bewährt,
mit Siebenkäs ernährt.

Voll Sehnsucht schrieb Novalis
der filia hospitalis
des Abends um halb acht
‘ne Hymne an die Nacht.

Friedrich Schlegel
war kein Flegel.
Verehrte Lucinde
ein Blumengebinde.

Ludwig Tieck
und Ostersiek
sind nicht gern ohne
die schöne Magelone.

Einst fuhr E.T.A. Hoffmann
Kater Murr ziemlich schroff an,
und warf ihn Hals über Kopf
in den Goldenen Topf.

Ob du bitte, sprach Kleist,
eine Vase mir leihst?
Mein Krug ist seit Wochen
leider zerbrochen.

Annette von Droste-Hülshoff
las im Gewande aus Tüllstoff
dem Knaben im Moor
ein Bilderbuch vor.

Über Göttingen schrieb Heinrich Heine:
Die verschlafene Stadt an der Leine
ist berühmt für die Uni, das spürste,
und für ihre schmackhaften Würste.

Einst schrieb Chamisso,
es ist gewiss so:
Mein alter Schlemihl
heißt Peter – nicht Emil.

Es fuhr’n die Brüder Grimm
zum Urlaub auf die Krim
und trafen dort Dornröschen
am Strand in knappem Höschen.

Einst legte sich Joseph von Eichendorff
im Walde behutsam auf weichen Torf,
um mit Liedern in Dingen zu schlafen,
bis die Amseln das Zauberwort trafen.

Es kaufte Wilhelm Hauff
im Winterschlussverkauf
einen warmen Nerz
für sein kaltes Herz.

Ein Berliner an Eduard Mörike:
Ick liebe im Frühjahr, det schwör icke,
vajnüchtes Motorradjeknatter*
und keen blauet Bändajeflatter!

*Die Idee entstammt einem Limerick
von Voilá. Danke!

Adalbert Stifter,
ins Schwarze trifft er
im Allgemeinen
mit Bunten Steinen.

Von Emanuel Geibel
hat manch Mann und manch Weibel
voll Freude vernommen:
Der Mai ist gekommen!

Es sagte Theodor Storm:
Ich bleibe fit und in Form,
wenn ich täglich im Immensee
mit der Muse zum Schwimmen geh.

Gottfried Keller
füllt Milch auf den Teller
für Spiegel, das Kätzchen,
sein Schätzchen.

Der Theodor Fontane
ging auf der Ottomane
Frau Jenny Treibel
poetisch ans Leibel.

Conrad Ferdinand Meyer
liebt Brunnenwasserschleier,
doch wär’s statt Wasser Wein,
fänd‘ er das sicher fein.

Marie von Ebner-Eschenbach,
die findet Phrasendreschen schwach.
Den armen Hund Krambambuli
verdrosch man auch – das ärgert sie.

Vergnügt stieg Wilhelm Raabe,
fast war er noch ein Knabe,
mit Else von der Tanne
zusammen in die Wanne.

Es schrieb und malte Wilhelm Busch
nie was zum Thema Hindukusch.
Der Grund, so war zu lesen:
Er ist nie dort gewesen.

Die Schurken bei Karl May
schlägt Shatterhand zu Brei,
und Winnetou
schaut zu.

Gerhart Hauptmann
ist, so glaubt man,
mit Hannele vor Jahren
gen Himmel aufgefahren.

Ricarda Huch
entlarvte im Buch
Bischof Wonnebald Pück
als Halunken mit Glück.

Von Morgenstern
borgen gern
heimlich die Wiesel
als Sitzplatz ‘nen Kiesel.

In Dramen von Hofmannsthal
mit tragischem Stoff kann’s mal
schaurig werden. – Elektra
jagt uns ein manchen Schreck da!

Thomas Mann
schrieb irgendwann,
dass ihm deuchte,
München leuchte.

Rainer Maria Rilke
sattelt Stute Silke,
um in ferne Weiten
zu reiten, reiten, reiten.

Hermann Hesse
merkte mit Interesse,
als er durch die Welt kam:
Benebelt sein ist seltsam.

Alfred Döblin
roch in Berlin
spezifischen Duft –
Alexanderplatzluft.

Im Bette liegt Franz Kafka
mal zappelnd, und mal schlaff da.
Die Putzfrau bringt ihm bei,
dass er ein Käfer sei.

Im Kanu rief Herr Ringelnatz:
“Jetzt sei kein fauler Schlingel, Schatz!”
Und warf dem Kuttel Daddeldu
mit Schwung ein Ruderpaddel zu.

Dem Walter Flex
ist schwupp ein Klecks
vom Wildgansbraten
aufs Wams geraten.

Es erbte Curt Goetz
ein Haus ganz urplötz-
lich in Montevideo
von Großvater Leo.

Ein Mensch mit Namen Eugen Roth
hat mit dem Reimen keine Not.
Nur seine Limericks,
die taugen leider nix.

Der Mensch, sprach Carl Zuckmayer,
ist stets ohne Druck freier –
doch in Druck gab er grade
seine Köpenickiade.

Peter Bamm
nagelt stramm
oben an die Knagge
’ne unsichtbare Flagge.

Ödön von Horváth
oft Skeptisches vor hat.
Gekonnt machte mies er
den ewigen Spießer.

Es biss Max Frisch
am Mittagstisch
genüsslich rein
ins Gantenbein.

Ins Bett nahm Arno Schmidt
oft Zettelkästen mit.
Und so, uns wundert‘s kaum,
kam es zu Zettels Traum.

Heinrich Böll
suchte im Geröll,
ob dort die verlorene Ehre
Katharinas verborgen wäre.

Tankred Dorst
aß im Forst
Abendbrot
mit Lancelot.

Poet Ernst Jandl
bang ein Schlandl
von lechts nach rinks
um die Sphinx.

Günther Grass
geht poetisch fürbass
und schlägt dabei frech
auf ‘ne Trommel aus Blech.

Verse von Renate Golpon
kommen nie nie nie ins Stolpon,
denn auf sich‘rem Metrikschuh
tänzelt taktvoll die LQ.

TOP

 

 

Ins Opernhaus ging Oma
in München, nicht in Roma.
Was ihr im Gedächtnis geblieben,
sei in Clerihews hier euch beschrieben.


Zauberflöte

Die Königin der Nacht
ließ Töne raus mit Macht,
stark hoffend, dass sie treff‘
das dreigestrich’ne f ‘‘‘.

Ich hab, so sang Tamino,
ein Bildnis jüngst im Kino
von einer Maid gesehn,
das war bezaubernd schön.

Voll Stolz sang einst Sarastro,
in seinem hehren Castro
gäbs’s dolce vita nicht –
nur Tugend, Mut und Pflicht!

Es kamen der Pamina
die Männer bisher nie nah –
des Prinzen Zauberflöte
gab ihrem Antlitz Röte.

Erst flog der Papageno
zum Standesamt nach Reno
und dann mit Papagena
zum honeymoon nach Jena.


Die Entführung aus dem Serail

Als sich Belmonte
auf Deck grade sonnte,
da ward ihm die Braut
von Piraten geklaut.

Der Haremswächter Osmin
passte auf, dass die Damen nicht flieh’n,
und wollt‘ sie gar einer entführen,
drohte er, ihm den Hals zuzuschnüren.

Im Serail brach Konstanze
für Treue ‘ne Lanze
und ließ keinen Mann
an sich ran.

Es saß Bassa Selim
betrübt auf dem Kelim,
denn seine Avancen
hatten keinerlei Chancen.


La Traviata

Krank lag Violetta
zum Sterben im Bett da,
und doch sang die Schöne
noch erstaunliche Töne.


Lohengrin

Was die Ehe von Lohengrin
letztlich sehr zu bedrohen schien?
Dass auf Brechen und Biegen
er die Herkunft verschwiegen.

Elsa von Brabant
hat wehmutsvoll erkannt,
dass ihr strahlender Gatte
keine Kennkarte hatte.

Tannhäuser

Der Lover von Frau Venus
gestand ihr, dass er gehn muss;
im Berge sei’s zu schwül,
er hätt‘ es lieber kühl.

Erst bangte Elisabeth,
dass Heinrich kein Visa hätt‘,
doch zum Glück kam er dann
auf der Wartburg noch an.

Ich hoffe, sprach Tannhäuser,
ich bin nicht grad dann heiser,
wenn der Sängerkrieg tobt,
denn ich werd‘ gern gelobt.


Der Ring des Nibelungen

Ums Rheingold Zwerg Alberich
beobachtungshalber schlich
und klaute vor Ort
dann den Hort.

Die lichte Göttin Freia
als Baugeld? – Ach, o weia!
Die Bauherrn der Walhalla,
die war‘n wohl balla-balla!

Das Rheingold samt Fluch, das gab Loge
der Geldgier der Riesen als Droge.
Fafner musste den Zaster bewachen
und machte sich deshalb zum Drachen.

Wenn ich, geliebter Sigmund,
in deinen Armen lieg und
dich küsse, drück mich fester –
bat seine Zwillingsschwester.

Der Bruder half Sieglinde
inzestuös zum Kinde,
denn unter einer Esche
ging er ihr an die Wäsche.

Im Streite schlug der Hunding,
welch ausgemachtes Unding,
weil’s Sippenblut gebot,
den Siegmund mausetot.

Auf Felsen schlief Brünhilde
im Flammenkranzgebilde
und träumte, dass sie wecke
ein gut gebauter Recke.

Die Lichtgestalt Siegfried
dunkle Weisen von Grieg mied,
schwang in hellem Tenor
sich zu Höhen empor.


Lucia die Lammermore

Lucia die Lammermore
sang laut ihren Jammer vor
in gewaltigen Arien
und Wahnsinnsszenarien.

Aida

Es sang die holde Aida
noch herzergreifenden Lieda
trotz Mangels an Luft
in finsterer Gruft.

Rosenkavalier

Der Rosenkavalier
trank lieber Milch als Bier,
mit Honig drin sogar –
weil er im Stimmbruch war.

Der derbe Ochs von Lerchenau
war scharf auf eine Märchenfrau
und blähte frech und lüstern
beim Walzer seine Nüstern.

Martha

Nanu, dachte Martha,
was sticht denn so hart da?
Die letzte Rose
zerriss ihre Hose!

Othello

Per Kissen hat Othello
auf Cypern im Castello
aus Eifersucht zur Nacht
die Gattin kalt gemacht.

Es sang Frau Desdemona
beim Auftritt in Verona,
obwohl erstickt vom Killer,
noch glockenreine Triller.

 

Es griff Sigrid Dreyer
zur Clerihew-Leier,
von göttlichen Dingen
ein Liedchen zu singen.


Wenn im Parnass die Musen
mit ihren Kunden schmusen,
ergibt das irgendwie
zuweilen Poesie.


Der Göttervater Zeus
hat lieber girls als boys,
begattet sie verwegen
als Schwan und auch als Regen.

Es forderte Juno
vorm Plenum der Uno:
So wahr ich hier stehe,
tut mehr für die Ehe!

Zu Zeus sprach Hephaistos:
Hab‘ auf dein Geheiß, Boss,
heut früh um halb acht
dein Zepter gemacht.

Der Postbote Hermes
stopft wegen des Lärmes
von Flugzeugmotoren
oft Wachs in die Ohren.

Es hatte Merkur
leider kein Abitur.
Darum fliegt durch die Welt er
als Postangestellter.

Pallas Athene
hat zeusliche Gene.
Sie sprang heißa-hopp
aus Väterchens Kopp.

Es konnte Poseidon
Amphitrite gut leidon
und hat sie als Braut
sich auf Naxos geklaut.

Zum Glück ist Neptun
gegen Quallen immun,
bekommt keine Quaddeln
beim Plantschen und Paddeln.

Das Leben im Hades
ist grau und ein fades
und Frohsinn verfault,
wenn Zerberus jault.

Madame Aphrodite
gibt auf dem Gebiete
der Liebe den Takt an –
zumeist ist sie nackt dann.

Wenn auf Sockeln Frau Venus
in Museen rumstehn muss,
sind Busen und Bein
leider nur kalter Stein.

Zur Pythia sagt Apoll:
Sauf dich nicht wieder voll,
sonst gibt es ein Debakel
nachher mit dem Orakel.

Als Dionysos
Wein aufs Pony goss,
fing es an zu johlen
und machte Kapriolen.

Der Wein von Gott Bacchus,
berauscht, doch danach muss
manch Sterblicher leiden
und Autofahr’n meiden.

Als nach der Jagd die Artemis
auf eine harte Schwarte biss,
da fragte sie verdrossen:
Was hab ich bloß geschossen?

Tritt der Hirtengott Pan
mittags jäh auf den Plan,
bleibt den Griechen vor Schrecken
leicht im Halse was stecken.

Der Kriegergott Ares
zeigt meist sich als wahres
Gewalttatenmonster –
außer Kampf liebt nichts sonst er.

Die Siegesgöttin Nike
hat schon seit der Antike
nicht immer funktioniert,
weil man auch oft verliert.