Sonette von Bernard Ostersiek

Lyrik reimlos
ohne Metrum

Distichon

Elegie

Epigramm

Gedichte
à la E.Roth

Sudelsonett

Spaßsonett

Freisonett

Dichtersonnett

Sachsprache

Kommunikation

Ghasel

Haiku

Elfchen

Clerihews

Leberverse

Startseite

Limericks

Blankverse

Autordomains

Prosadomain

Sprachwitz

3000 Kalender

 

Sudelsonette

Hingesudelt

Ich wünschte sehr, ich käme noch zurecht,
bevor der Supermarkt die Tore schließt.
ich brauch‘ noch eine Leber (ja, vom Hecht),
damit ein neuer Leberreim ersprießt.

Auch’s Obst ist knapp, da wär‘ es nicht verkehrt,
wenn ich Limonen kriegte noch ganz fix,
denn wer Limonen lutscht, wurd‘ ich belehrt,
schafft ganz gelegentlich auch Limericks.

Die Hobbymarktabteilung bietet auch
fast alles. Jeder Kunde kriegt sein Fett
und, reinigungsbedingt, ‘nen Gartenschlauch –
es sudelt hin und wieder das Sonett.

Auf, auf, ich lauf‘ – und will die Pläät mir raufen:
ein Schritt, ich rutsche aus und sitz’ im Haufen.



Mit der Sudel-Muse knuddeln

Noch einmal mit den Sudelbrüdern schmuddeln,
mit Henry Magnus oder so im Modder manschen,
im Hinter-, Vorder-, Untergrunde buddeln
und damit auf der Sudelseite panschen!

Kommt dort man als Poeta dann ins Flattern,
ins Holpern, Stolpern, meinetwegen Schaukeln,
verwundert’s nicht, wenn dienstbereite Nattern
gespalten-züngig laut Entrüstung gaukeln.

„Wie können  d i e  nur“, tönt’s aus Köpfen, roten,
„beim Lyrikfestbankett so grässlich grunzen,
mit lehmverschmierten Sudelbrüderpfoten
das Vierzehnzeilerstarpoem verhunzen!“

Die Sudel-Muse grinst derweil abscheulich:
„Nur weiter, Jungs,! Viel Spaß, und dann bis neulich!“


‘Ne Dichterin aus Salzburg an der Salzach
stieg ausgeschlafen heute aus dem Bett
(es waren folglich weder Kopf noch Hals schwach).
Da las sie ein gesudeltes Sonett.

Das hatte irgendsoeinkerl verbrochen
gar mitten auf der Website einer „Queen“.
Den kannte die Poeta zwar seit Wochen,
doch nicht als Nonsensedichter, wie es schien.

Da schrieb sie ihm, sie habe arg gekichert
ob des Sonetts, in Laptopzimmersmauern.
Doch hat sie ihm zur gleichen Zeit versichert:
„Ich fand das gut, doch sag‘ ich mit Bedauern:

Wenn ich doch bloß mehr Zeit zum Dichten hätt! –
wie gern schrieb‘ ich dann auch so ein Sonett!“


3 Sonette

Antwort

„Ach, wenn ich wieder wäre wie ein Kind!“ –
Bei Coleridge und Lord Byron stehn solch‘ Zeilen
geschrieben, um die Sehnsucht mitzuteilen
nach schön’ren Tagen, die verloren sind.

Auch ich erlebe, wie die Zeit verrinnt
und gute Stunden viel zu schnell enteilen,
doch glücklich schätz‘ ich mich, im Jetzt zu weilen,
wo täglich neu die Zukunft mir beginnt:

Sie habe ich zum Lebensraum erkoren,
auch wenn sie oft nur glänzt in mattem Schein.
Die Jugend hab‘ ich nie heraufbeschworen;

ich habe mit ihr gar nichts mehr gemein
und wünsch‘ mich nicht, wie viele, neu geboren –
nie wieder möchte ich ein Kind mehr sein!



Wunschtraum

Ein Lied für dich – ich wollt‘, ich könnt‘ es schreiben,
und niemand sollt’ es hören außer dir,
wenn ich’s dir spielte dann auf dem Klavier,
um fröhlich deine Zeit dir zu vertreiben

und zärtliche Gefühle zu beschreiben,
die sich schon lange regten, als einst mir
mit deinem Ich das Du erschien zum „Wir“,
bei dem seither wir glücklich nun verbleiben.

Gäb’s dieses Lied, könnt‘ ich ein Zeichen setzen,
ein Zeichen immerwährenden Bestrebens,
mit Himmelstau die Seele dir zu netzen

im Sinne tief vertrauten stillen Gebens:
Es sollt‘ dich stets erfreuen, nie verletzen;
denn du – du bist die Sonne meines Lebens.



Am Meer

Das wilde Branden grauer Salzesflut
schlägt stets aufs neue mich in seinem Bann
und facht Erinnerungen wieder an
von überschäumend-heißer Fieberglut:

Das Wellenrauschen klingt wie ein Salut
für das, was einst am Meeresrand begann
mit einem Blick, und daraus wurde dann
ein Meer von Überschwang und Übermut.

Ist das auch lange her und längst vergangen –
die Brandung dröhnt wie damals in den Ohren
und hält den Augenblick von einst gefangen,

als ich im Schaum der Wellen, weltverloren,
dich sah und plötzlich glaubte, voll Verlangen,
es werde Aphrodite neu geboren.